Schweizer Meisterschaften 2014

Als ich hörte, dass die diesjährige SM in Montricher stattfinden wird, war ich schon ziemlich angetan davon. Leider haben sich die SM und der Hahnweide Wettbewerb dieses Jahr überschnitten… So entschied ich mich, der SM „nochmals eine Chance zu geben“ ( da das Wetter in den letzten Jahren an diesem Wettbewerb nie wirklich fliegbar war und mehr gewartet als geflogen wurde). Wir wurden jedoch eines besseren belehrt! Satte 5 Wertungstage waren die Ausbeute der diesjährigen SM!

 

Für mich startete die Meisterschaft bereits am Donnerstagabend mit der Reise nach Montricher. Teampartner Mario Straub folgte am nächsten Tag.

Die Wetterprognosen sahen, mal wieder, nicht wirklich rosig aus. Dies aufgrund eines Tiefs, welches über Frankreich/Grossbritannien war. Die Modelle änderten mehr oder weniger jeden Tag von Stunde zu Stunde… Wir waren natürlich zuversichtlich!

Ich nutzte den Freitag, um am Flugzeug alles vorzubereiten. Fliegen an diesem Trainingstag reizte mich nicht wirklich, da ich erstens praktisch direkt von der JSM angereist war- mit einer Woche Arbeit dazwischen- und zweitens war es blau und tief…

Freitagabend war das Eröffnungs-Briefing.

 

Am Samstag ging es dann endlich los! Ich dachte es mir schon: Wenn man Didier Küttels Flüge im Jura jeweils anschaut, wird er uns hier sicher nicht schonen… So war es dann auch! 3:30h AAT Jura - Zick Zack inkl. Mittelland-Querung! Das ging ja schon ziemlich spannend los.

Mario und ich besprachen die Streckenführung. Dabei fiel uns auf, dass es eine Möglichkeit wäre, nach der Wende „Fribourg“ via Voralpen zurückzufliegen. Das Mittelland kann tückisch sein… Es wurde pünktlich um 11:30 gestartet, die 15m Klasse als erste. Als wir dann über die Startlinie düsten und unseren vollen Discus2 die Sporen unter der Wolkenstrasse gaben, waren wir eigentlich viel zu schnell… Wir waren bereits vor der Mittelland-Querung und mussten noch 2h fliegen… Bis dahin hatten wir einen guten 120km/h Schnitt.

Die Querung war Dank einem 1m/s- Schlauch im Blauen relativ schmerzfrei. Wir fanden dadurch in komfortabler Höhe über Fribourg einen fast 3m/s Bart. Da die Zeit zwar lief, aber fast ein bisschen zu langsam, flogen wir den Sektor komplett aus. Weil die Basis um die 2100m war, müsste noch etwas im Blauen gefunden werden, um nach Hause fliegen zu können. Deshalb entschieden wir uns, in den Voralpen Richtung Genfersee zu fliegen, dann 90Grad nach rechts zu drehen und den Endanflug zu machen. So sollte es reichen, um nur noch über das Mittelland abzugleiten. So machten wir es dann auch. Als der Einflugpunkt passiert war, war ich die nächsten 2-3min damit beschäftigt, den Flugplatz zu suchen… Dank Mario hab ich ihn dann auch noch gefunden und mit einem Schnitt von 99.4km/h und 99.2km/h erflogen wir uns damit Platz 2 und 3. Ein Start nach Mass!

 

Die nächsten drei Tage waren gezeichnet von Wolken, Regen ab und zu … ach nein, doch keine Sonne…..

Somit wurden Sonntag, Montag, Dienstag allesamt, teilweise im Grid neutralisiert… Wir übten dafür umso emotionaler Eishockey… Allerdings nur virtuell.

 

Dann kam der Mittwoch… Es wurde die 18m und 15m Klasse aufgestellt. Als gegen 16 Uhr dann für eine 1:15h AAT gestartet wurde, konnte ich es nicht verstehen… Der Jura verhangen, man hängte uns unter eine Wolke im Flachland…

Wir überflogen die Startlinie um 17:00 Uhr, und es funktionierte tipp topp! Ich hätte nie gedacht, dass das Flachland so lange noch „arbeitet“. So flogen wir Richtung unsere Wende, wiederum in der Region Fribourg. Die Basis war nicht gerade hoch und die 15-20km/h Wind machten das Ganze auch nicht einfacher. Als es dann gut geworden wäre, mussten wir wenden!

Auf dem Rückflug schmiss ich das Wasser, weil ich kein richtiges Steigen mehr fand. Dann stand eine Tal-Querung an- ja sogar das gibt’s im Flachland, wenn man unter 1100m ist… Ich sah den Pulk kreisen und wusste, dass es knapp werden würde. Das war jedoch meine einzige Option! Mit dem jetzt leeren Discus2 fühlte es sich an, als würde ich Ballon fahren… Den Pulk in Sicht, dachte ich, dass dieser Bart wohl weiter Richtung Sonne besser kommen sollte… So war es dann auch! Mit teilweise über 2.5m/s Steigen holte ich den Pulk wieder ein und flog vor ihnen mit Mario zusammen in Richtung Ziel.

Diesmal ohne Flugplatzsuche, landeten wir mit 89.4km/h und 89.3km/h und sicherten uns Platz 3 und 4.

 

Die Prognosen sahen laut diversen Meteo-Portalen schlecht aus und wir bereiteten uns schon auf weitere Eishockeyspiele vor… Als wir aber am Morgen aus dem Wohnwagen krochen, staunten wir nicht schlecht, als blauer Himmel zu sehen war…

Um es vorweg zu nehmen, es war nicht mein Tag! Es war Joran angesagt… Alle Jura - Piloten sagten NIEMALS 1. Krete, die 2. oder sogar die 3. fliegen…

Nach dem Klinken kam ich kaum mehr aus diesem „Le Pont Kessel“ heraus. Ich hatte Glück, dass ich nicht schon vor der Startlinie, auf einem Feld landen musste!

Ich konnte mich ins Mittelland retten, wo ich wieder Steigen fand… Dann gings los. Über die Startlinie und da erwarteten uns schon viele Schauer, schlechte Steigwerte usw! Wir wendeten tief und verloren uns da bereits aus den Augen… Ich war am Kreisen unter der 1. Krete im Kessel vom Lac de Joux und der Regenschauer kam immer näher! Unten sah ich Frigg Hauser landen und ich wusste, wenn ich nicht bald etwas unternähme, würde es mir nicht anders ergehen! So liess ich mich vom Wind, welchen ich bis jetzt nicht gross gemerkt hatte, unbeeindruckt über die 1. Krete ins Mittelland fallen… Ich war so tief, ich hatte +80m auf Montricher… Als plötzlich das Vario auf +3 stieg. Brutal eng, ruppig und verrissen - aber es stieg… Endlich über der Krete, ging dann richtig die Post ab mit 3.8m/s bis auf 2400m. Ich war wieder unter den Fliegenden! Da machte ich den klassischen Fehler: Augen schliessen und mich daran erinnern, was am Morgen alle gesagt hatten… 2. oder 3. Krete fliegen.

Die Basis war tief und ich flog ins hohe Gelände - eine klare Fehlentscheidung! Es hätte nur einen Bart gebraucht. Aber eben „hätte“... Da rollte es bereits in La Brévine! Ich war am kältesten Ort der Schweiz aussengelandet – super...

Als Mario mich vom Hang bei Moutier anrief und sagte, er sei seit über 1h da am Hangfliegen, dachte ich, es sei für uns beide gelaufen… Im Gesamtklassement lagen wir bis zu diesem Tag Punkte gleich auf dem 2. Zwischenrang.

 

Als ich dann später mit dem Hänger auf dem Flugplatz vorfuhr, war Mario jedoch frisch fröhlich beim Bier. Er hatte es tatsächlich geschafft, die Aufgabe zu beenden! Super!

Somit würde es meine Aufgabe sein, ihn auf dem Podest zu halten bzw. eventuell sogar noch einen Platz auf Schweistermeister-Kurs zu pushen.

 

Am Tag darauf gab es wieder einen AAT 2h Jura – Zick Zack… Wiederum wurden lediglich kleine Ausbreitungen vorher gesagt. Als wir Richtung Osten flogen, erwarteten uns aber die ersten Regenschauer mit einer nicht all zu hohen Basis. Das machte das Ganze sehr spannend! Wir probierten, uns nicht zu tief zu verbohren und so verlief dieser Flug ziemlich unspektakulär. Am Schluss fanden wir den rettenden Aufwind bei Neuenburg im Flachen. Danach gings via 1. Krete nach Hause.

Wir beendeten den Tag mit 89.6km/h und 87.5km/h. Dies bedeutete Platz 7 und 8, aber wir liessen nur 60 Punkte auf den Gewinner liegen.

 

Der letzte Tag war eigentlich mit Warmluft und Blauthermik als schlecht vorhergesagt worden. Didier Küttel jedoch schenkte dem Modell von Meteo Schweiz wenig Vertrauen…Was sich im Nachhinein als richtig erwies! Wir dachten schon, dass es einen 3h AAT - Kampf gibt, einfach nur um oben zu bleiben. Die Aufgabe war jedoch wiederum ein Jura - Zick Zack.

Nach dem Start entwickelte sich das Wetter wunderschön mit einer Basis von 2300m, welche wir vorher NIE gehabt hatten! Mario und ich, jetzt noch zusammen mit Yves Gerster (AB), entschieden uns für einen frühen Abflug, was sich im Nachhinein als Super-Entscheidung abzeichnen sollte. Eine wunderschöne Wolkenstrasse Richtung 1 WP lief wahnsinnig…

Somit behielt Didier und nicht Meteo-Schweiz Recht… Soweit das Auge reichte, hatte es 3-4/8 CU und schöne Wolkenstrassen!

Der Weg Richtung Weissenstein war am Anfang eher tief und mühsam. Zusammen konnten wir diese mühsame Linie aber gut finden. So flogen wir bei Courtelary unter einer schönen, hohen und sehr gut funktionierenden Wolkenstrasse! Wir wendeten bei den Tango-Basel-Sektoren. Ich dachte schon, dass wir wohl zu früh zurück sein würden. Jedoch unter die für Basel zulässigen 1750m zu stechen, war nicht wirklich eine Option. Auf dem Rückweg kamen uns dann diverse Flugzeuge entgegen. Mit dem Rückenwind gings ziemlich flott voran. So waren wir schnell wieder bei La Brévine und konnten ein bisschen weiter Richtung 1. Krete für unseren Endanflug Höhe machen.

Zusammen im 4er Team mit D3 (DG303), welche wir nie wirklich losgeworden waren, flogen wir in Richtung Ziel!

Beim Ausrollen dachte ich mir schon, dass das wohl reichen müsste, um Mario auf dem Podest zu halten!

Nach dem Duschen ging es zum Apéro. Dabei stieg die Spannung, Didier Küttel kam mit den Tagesresultaten! Wir belegten den 2., 3. und 4. Platz mit 102.3km/h und zwei Mal 102.0km/h.

Danach ging die Rechnerei los… Stress pur, einfach weil Didier zu langsam war mit dem Aufhängen der Gesamtrangliste ;-)

Die Erleichterung war gross: Mario hat’s geschafft: 2. Rang!!! Super gemacht…!!!

3. Rang für mich?

NICHT MÖGLICH! Ich sagte Didier, er solle doch bitte nochmals die Rangliste kontrollieren, das sei mit einer Aussenlandung gar nicht möglich…!

Er überflog die Rangliste nochmals, schüttelte mir anschliessend die Hand und gratulierte dabei…

Ich wurde Dritter. Ich konnte es erst gar nicht glauben. Trotz einer Aussenlandung auf dem Podest - das ist unglaublich!

Es gewann Richi Hächler, welcher über den ganzen Wettbewerb konstant gut geflogen war! Somit gewann er sehr verdient! Nochmals herzliche Gratulation Richi!

 

Zum Schluss kam es noch dicker… Da die SM ursprünglich in vier Klassen ausgeschrieben worden war und Hamilton Watches als Hauptsponsor für jeden Klassen-Gewinner eine Uhr sponserte, war eine also noch zu haben… Diese wurde verlost. Aus einem Hut wurde der Name gezogen. Und wieder fiel mein Name! Zwei unmögliche Sachen und das innerhalb von zwei Tagen. Es war einfach grossartig! Ich fühlte mich im wörtlichen Sinn beflügelt… Unglaublich….

 

 

Mein Fazit:

 

Unser Team funktioniert super! Es gibt zwar noch einige Sachen, welche wir verbessern können/müssen. Allerdings sind wir auf einem sehr guten Weg! Es hat viel Spass gemacht, diese SM mit dir Mario als Teampartner zu fliegen! Somit auch dir herzlichen Dank für all deine Hilfe und: Ich freue mich auf die kommenden Wettbewerbe!

 

Ich möchte auch meinem Helfer-Team, meinem Vater Peter und meiner Mutter herzlich danken. Es war, glaube ich, der erste Wettbewerb, an dem sie mich mit dem Hänger auf einem Feld holen mussten…

 

Zum Schluss möchte ich dem Veranstalter im Namen des Swiss Junior Gliding Teams und auch in meinem Namen danken für die hervorragend durchgeführte Schweizermeisterschaft. Allen voran Didier Küttel als Konkurrenzleiter hat einen hervorragenden Job gemacht! Eine Veranstaltung dieser Grösse ist nicht machbar ohne all die unzähligen Helfer und Helferinnen im Hintergrund. Es hat extrem Spass gemacht, bei euch in Montricher zu fliegen. Herzlichen Dank – merci beaucoup!

 

 

Roger Frei, 06.06.2014

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